Flüchtlinge feiern "Weihnachten"
Heiliger Abend in einer Flüchtlingseinrichtung feiern, in der überwiegend junge muslimische Männer leben - das war eine Herausforderung! "Mein Ziel war, den Tag als einen besonderen aus dem normalen Alltag hervorzuheben", sagt Caritas-Mitarbeiterin Lisa Schulte, die am 24. Dezember Dienst hatte. "Und ich wollte die Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden, die wir Christen als die weihnachtliche Kernbotschaft verstehen, im Tun erlebbar werden lassen."
So plante sie eine Kombination aus Spielen, wie sie bei einer Kohl- und Pinkeltour jungen Leuten Spaß machen, und klassischen weihnachtlichen Aktivitäten wie Sterne basteln, Kaffetrinken und Bescherung. Ein Tannenbaum war schon aufgestellt und von den Flüchtlingen geschmückt worden. Es handelt sich um ein Geschenk von Anja Terbrüggen, der Leiterin der Kita St. Marien. Sie hatte ihn am Dienstag vorbeigebracht, als die Kita ihre Pforten für die Weihnachtsferien schloss.
Zwei Freiwillige unterstützten Lisa Schulte bei der Gestaltung des Nachmittages: Wilma aus Südafrika, die seit etwa 20 Jahren in Deutschland lebt und sich noch sehr gut erinnern kann, wie wenig Orientierung man anfangs als Fremde in der völlig neuen Umgebung hat. Wie viele simple Informationen fehlen, die für den Alltag unerlässlich sind - z. B. dass es nicht reicht, eine Busfahrkarte zu erwerben, man muss sie auch abstempeln, wenn man nicht als Schwarzfahrerin erwischt werden will. Und Ali aus dem Irak. Er ist vor knapp zwei Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen und bemüht sich gerade um einen fachspezifischen Deutschkurs. Sein Ziel ist es, seinen Beruf als Arzt auch in Deutschland wieder ausüben zu können.
Ali fungierte als Übersetzer und erläuterte die Spielregeln für Walnuss-Weitwurf, Wettrennen auf Papptellern und Erbsen Umschichten. Von den 40 Bewohner/innen der Einrichtung beteiligten sich 13 Männer und eine Frau an den Spielen, zunächst mit etwas Skepsis, dann zunehmend mit Begeisterung und großem "Hallo". Kinder und vorbeigehende Passanten gesellten sich auf dem Spielplatz als Zuschauer dazu.
Auch beim Basteln eines Weihnachtssternes aus Frühstückstüten waren alle mit großem Eifer dabei. Anschließend schmeckten Bremer Klaben und von Wilma selbst gebackene Kekse. Dank einer großzügigen Spende der DKM (Darlehnskasse Münster) konnten auch Weihnachtsgeschenke verteilt werden: Fahrkarten für die BSAG, Süßigkeiten und für alle zusammen ein Fernseher im Gemeinschaftsraum.
Für Omar war aber wohl das schönste Geschenk, dass er an diesem Abend die Einladung zu einer Wohnungsbesichtigung bekam und er, wenn alles klappt, schon bald eine eigene kleine Wohnung beziehen kann.